Alles wird immer besser und immer schöner, kurz, die Lebensqualität nimmt ständig zu. Im Yppenviertel nämlich, im Brunnenviertel, in Neulerchenfeld und rundherum – meint der Yppenviertler.
Altbauten, die sich nicht rentabel sanieren lassen, werden abgerissen. Dafür entstehen neue Bauwerke in ansprechender, moderner Architektur, vor allem aber mit weit mehr Etagen – mehr Platz für mehr Menschen und damit mehr KonsumentInnen für die lokale Wirtschaft. Natürlich bedeutet das auch mehr Verkehr, aber dafür haben wir die Lösung schon gefunden: Wir bauen einfach soviele Garagen, bis alle freiwillig mit dem Fahrrad fahren. Das wollen die vom Gymnasium in der Geblergasse partout nicht kapieren.
Unser bauliches Umfeld verschönert sich demzufolge ständig, und sogar ein neues potenzielles Wahrzeichen ist nun am Entstehen, der Hernalser am Gürtel (der steht zwar – gerade noch – in Hernals, aber natürlich wird das unser Turm). Auch die Grünanlagen werden verschönert, mit Beteiligung der BürgerInnen (naja nicht alle, das geht ja nicht, aber die Kinderfreunde sind ja auch BürgerInnen) und öffentlichen Mitteln, etwa der Yppenpark. Dass sich die Verschönerung so richtig erst in zehn Jahren manifestieren wird, die Pflanzen brauchen ja Zeit, ist schon klar, aber das tut nichts zur Sache. Denn schon jetzt treibt das den Marktwert des umliegenden Wohnungseigentums nach oben, abgesehen von den Mieten. Die Eigentümer haben ja schon seit Jahren gejammert, dass ihre Zinshäuser nichts abwerfen und die Gassenlokale praktisch unvermietbar sind.
Apropos Gassenlokale: Auch in punkto Gastronomie erleben wir eine immense Aufwertung. Die alten Gasthäuser haben ja inzwischen fast alle zusperren müssen, weil entweder die Besitzer gestorben sind oder ihre Kundschaft. Billig waren sie schon. Aber da kann man halt nichts machen. Dafür gibt es jetzt immer mehr Restaurants praktisch an allen Ecken, die voll im Trend liegen (Rindschnitzel um 28 Euro, „Bio“ natürlich), ebenso eröffnet eine Galerie nach der anderen, der Zugang zur Kunst hat sich enorm verbessert. Soho in Ottakring war ja ein richtiger Meilenstein. Uns fällt sicher noch sowas ein.
Alles in allem erleben wir jetzt eine echte soziale Durchmischung, ein Wiener Erfolgsmodell mit Tradition – denken Sie an den Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk. Bei uns läuft’s zwar andersrum, aber eine Mischung ist es trotzdem. Außerdem, ehrlich gesagt, es war höchste Zeit. Fast wär unser Viertel zu einem Ghetto verkommen, ich sag nur Klein-Istanbul. Jetzt freuen wir uns über den Zustrom von Angehörigen der gehobenen Mittelschicht. Da regen sich zwar welche auf und meinen, die stehlen uns die Sonne mit ihren Dachwohnungen und treiben die Preise in die Höhe, zumal in der Gastronomie. Aber das sind Nebochanten, die wird’s immer geben. Es kann eigentlich nur mehr aufwärts gehen.