Wunderschön

Super, die neue Umgestaltung am Yppenplatz, meint der Yppenviertler, besonders das neue „Erlebnis-WC“ hat es ihm angetan. Für Kritik hat er kein Verständnis: „Net amol ignorieren.“

Yppenviertler

Yppenviertler

Wenn Sie mich fragen: Die neue WC-Anlage ist wunderschön. Ideal. Ich kann nur sagen, genau das hat der Markt gebraucht: Was Modernes, Zeitgemäßes, die interaktive Lichtinstallation in der Nacht, sowas hat’s da noch nie gegeben. Was da früher war, die verrostete Ruine, das Überbleibsel aus Kakanien, das hat schon längst weg gehört. Denkmalschutz in Ehren, brauchen wir, keine Frage, aber dafür haben wir ja die Hofburg, Schönbrunn und das Belvedere. Außerdem bringt das was ein.

Der „Yppenviertler“ ist ein Alteingesessener mit – blendenden – Kontakten zur Bezirksverwaltung, den ich erfunden habe – eine Karikatur eines Befürworters der Gentrifizierung bzw. „Boboisierung“ des Viertels. Dieser „Kommentar“ ist sein zweiter öffentlicher Auftritt.

Das neue Erlebnis-WC war zwar teuer und bringt auch nix ein, aber die MA 48 hat sich dabei schon was gedacht: Es werden einfach anderswo ein Haufen alte Toiletten aufgelassen. Ich bin da völlig d’accord. Wer eine schwache Blase hat oder Prostata-Probleme muss sich halt was überlegen. Wien ist eine moderne Großstadt und kein Sanatorium. Man muss Prioritäten setzen, wenn das Geld knapp ist. Außerdem kann der lokalen Bevölkerung praktisch vor Augen geführt werden, wie man seine Notdurft zeitgemäß verrichtet; ich erwarte einen signifikanten Akkulturationseffekt nicht zuletzt bei den Standlern und Standlerinnen. Integration ist das Um und Auf hier. Das allein ist doch das Geld schon wert.

Mit den Standlern meine ich natürlich nicht die von der Ottakringer Brauerei nebenan, übrigens endlich gstandene österreichische Produkte, geht in dieselbe Richtung, wir waren uns da mit dem Marktamt völlig einig, dass wir da eine Art Gesamtlösung brauchen, die uns eine bessere Durchmischung bringt vom Publikum her; nur eine Fuzo, das hätte rein gar nix gebracht. Superidee auch das mit dem Marktstand-Umbau, sonst hätte es vielleicht Probleme gegeben mit dem Bebauungsplan. Mit nur einem Stockwerk wären die von der Ottakringer wohl nicht eingestiegen.

Wenn da irgendwer vorrechnet, wieviele Millionen das über die Jahre verschlingen wird, da kann ich nur den Kopf schütteln. Das muss man langfristig sehen. Dass die neue Citybike-Station verlegt werden hat müssen und die Absperrung für den Mistplatz, das hat natürlich was gekostet, aber in ein zwei Jahren redet niemand mehr davon. Außerdem, ehrlich gesagt: Wer braucht den den Mistplatz, außerhalb der Marktzeiten? Gleich ums Eck in der Ottakringer Straße gibt’s ja auch ein paar Container.

Ein paar Quertreiber haben gemeint, man hätte die Leute hier fragen sollen, ob sie das überhaupt wollen. Ich sag Ihnen eins: Wenn das einreißen würde, dann geht überhaupt nix mehr. Man kann nicht über alles und jedes abstimmen lassen, wär ja noch schöner. Fragen Sie einmal die Leute hier, auf die es ankommt, die Gewerbetreibenden, die Hauseigentümer, die sind alle dafür. Bringt garantiert mehr Umsatz und passt auch zu den Leuten, die jetzt herziehen. Wir brauchen eine moderne Infrastruktur. Wem das nicht passt, der soll sich eine andere Wohngegend suchen. Net amol ignorieren, sag ich Ihnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert