Die drohende Delogierung des Kulturvereins Moë in der Thelemangasse 4 ist symbolisch ein geradezu „perfekter“ Ausdruck der laufenden Gentrifizierung des Brunnen- bzw. Yppenviertels: Künstlerische Initiativen haben mitgeholfen, das Grätzel „hoffähig“ zu machen; nun haben sie dem Verwertungsinteresse der Immobilienbranche zu weichen.
„Der Zeit ihre Werte“ lautet ja auch das Motto der Eigentümerin des Objekts (Vestwerk), hier auf einem Schild an der Thelemangasse 4.
Dass Vestwerk das Objekt generalsanieren will, war seit Längerem klar. Schon im Vorjahr musste eine (wie hier mittlerweile üblich nur mit einem befristeten Mietvertrag ausgestattete) Bekannte aus dem Haus in der Thelemangasse 4 ausziehen; mit Ach und Krach kam sie, da von Obdachlosigkeit bedroht, in einer kleinen Gemeindewohnung unter. Nun scheint es eben Moë zu erwischen.
Aber vielleicht lässt sich ja noch ein „Kompromiss“ finden – der, wie zu befürchten, wohl nur darin bestehen wird können, dass die öffentliche Hand den Gewinn von Vestwerk direkt oder indirekt finanziert (u.a. durch die Bereitstellung eines alternativen Standorts). Diese „Strategie“, private arbeitslose Einkommen und Wertgewinne mit Steuergeldern zu erhöhen, auf Kosten der (zunehmend nomadisierenden) Mieterinnen und Mieter, verfolgt die Stadt Wien im Grätzel ja ohnehin bereits seit Jahren …
Es wird eine „Kundgabe“ am 27. Februar am Yppenplatz geben, ab 12:30, nähere Informationen siehe Website von Moë: www.moe-vienna.org
Hier vorläufig nur einige Weblinks zur Information und Aktion:
Bitte unterzeichnen: Petition für Moë auf avaaz.org
In der Presse:
Wiener Kulturverein Moë steht vor der Delogierung (Standard, 23.12.2015)
Vestwerk bringt Räumungsklage gegen Künstler ein (Kurier, 4.2.2016)
Siehe auch auf diesem Blog: Grätzel-Geschichte: Vertreibung der jüdischen Bevölkerung