Trends am Yppenplatz: Eine subjektive Visualisierung

Yppenplatz - früher

Yppenplatz – früher

Eine Visualisierung der laufenden „Gentrification light“ am Yppenplatz – aus subjektiver Sicht.

Eine Beurteilung der Entwicklungen der letzten Jahre am Yppenplatz und in der Umgebung wird stets subjektiv sein – ein wesentlicher Faktor ist z.B. das verfügbare Einkommen. Nachstehend habe ich versucht, die Entwicklung aus meiner Sicht in visueller Form darzustellen. (Da ich den aktuellen Stadtplan als Grundlage verwenden musste, zeigt auch der Plan oben „Yppenplatz – früher“ bereits den neuen Yppenpark und die Piazza.)

Auf dem Plan oben habe ich alles, was ehemals aus meiner Sicht einen Teil der lokalen Lebensqualität ausmachte, mittlerweile aber nicht mehr existiert, rot eingezeichnet.

Das ist aber nur ein Teil der subjektiven Kosten der „Gentrifizierung“. Der zweite, größere Teil lässt sich dem nachstehenden zweiten Plan entnehmen: Dort habe ich alles schwarz eingezeichnet, was neu hinzugekommen (inklusive bereits Geplantes), aber für mich unbrauchbar ist – nicht weil es qualitativ schlecht, unsympathisch oder sonstwie negativ wäre, sondern weil ich es mir schlicht nicht leisten kann und auch keinen Bedarf daran habe.

Diese Neuerungen habe ich als „No-Go-Areas“ bezeichnet, was mich auf eine Analogie zum Brettspiel Go gebracht hat. Wäre der zweite Plan ein Go-Spielfeld und alles Schwarze (und Graue) wären die Steine meiner Gegnerin oder meines Gegners, stünde ich wohl auf verlorenem Posten – mein Bewegungsspielraum ist bereits erheblich reduziert. (Für größere Ansicht Anklicken.)

Yppenplatz - aktuell

Yppenplatz – aktuell

Ich gebe gerne zu, dass sich jedenfalls der Bereich, der heute „Piazza“ genannt wird, rein optisch gegenüber früher verbessert hat. Was den Yppenpark betrifft, erscheint mir jedoch der frühere Zustand (vor 1997) in einigen Aspekten sogar attraktiver (etwa Vegetation: Bäume, Sträucher).

Zweifellos sind die sichtbaren Verbesserungen jedoch von unsichtbaren Trends begleitet – von steigenden Preisen in der Gastronomie, von Zinshäusern, Wohnimmobilien und Marktständen sowie den entsprechend steigenden Mieten für Wohnungen und Geschäftsräumlichkeiten. Diese Trends sind im gesamten Viertel präsent. Davon profitiert natürlich nur eine kleine Minderheit. Wie die Mehrheit die Frage: „Wollen Sie, dass alles teurer wird, ja oder nein?“ beantworten würde, liegt auf der Hand.

Offizelle Politik: Zynisch oder doof

Naiverweise sollte man meinen, dass sich zumal in der Politik einer sozialdemokratisch regierten Stadt nicht die Interessen einer kleinen Minderheit, sondern der großen Mehrheit niederschlagen sollten. Ist das der Fall? Offensichtlich nicht im Brunnen-/Yppenviertel.

Wie ich in Aufwertung alla Viennese zu zeigen versucht habe, verstärkt die offizielle Politik die laufenden Trends nicht nur, sie bahnt ihnen durch selektive Sanierungsprojekte mit Millionenförderungen sogar den Weg. Sie hat unter gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen keine Möglichkeit, die Entwicklung der lokalen Wohnkosten, Zinshaus- und Immobilienpreise zu bremsen, geschweige denn zu kontrollieren. Erstens befindet sich der Wohnhausbestand fast ausschließlich in privatem Besitz – das ist der Hauptgrund – und zweitens wirkt auch die mäßige Mietzinsbeschränkung bei der Handvoll von Sanierungsprojekten, die mit Wohnbaufördermitteln mitfinanziert werden, nur vorübergehend.

Die Gemeinde spielt als Anbieterin von Wohnraum im Viertel keine Rolle. Der letzte Gemeindebau im Viertel wurde 1995 errichtet, und aufgrund der auch durch die eigene Politik stark steigenden lokalen Grundstückskosten wird das wohl der letzte gewesen sein. Ohne rechtliche Änderungen (Bundespolitik) wird hier der Markt bestimmen, wohin die Reise geht. Dass sich die Gemeinde in wohlgeübter Selbstbeweihräucherung auf die Fahnen heftet, einen Wohnbau „vor der Spekulation“ gerettet zu haben (Wollnerhof), reicht vor diesem Hintergrund schon an Chuzpe heran.

Es gibt nur zwei Erklärungen für die offizielle Politik: 1. Die Verantwortlichen begreifen sehr wohl, dass sie die Spekulation nicht bremsen, sondern anheizen, und das ist sogar der Zweck der Übung („Aufwertung“); 2. Sie begreifen es nicht, d.h. sie sind zu doof. Suchen Sie sich die Option aus, die Ihnen besser gefällt.

6 Gedanken zu „Trends am Yppenplatz: Eine subjektive Visualisierung

  1. Ein paar Anmerkungen:

    – Die Müllerin fehlt hier in den Plänen
    – IMHO ist eine gewisse Aufwertung da in der aktuellen Situation. Früher war das eine „versiffte“ Gegend.
    – Die Preise sind noch im normalen Bereich, das vor 10 Jahren andere Preise waren ist klar, das hat mit der Gegend direkt nix zu tun.

    • Hallo,
      zur Müllerin: Die fehlt – wie einiges andere – weil mir das Wirtshaus nie besonders am Herzen lag. Positiv war nur, dass sie morgens offen war, als hier um die Zeit noch mehr los war (Großhandel).
      Preise: Teilweise subjektiv, wie gesagt. Aber ich verweise auf 2 Einträge: https://rpoth.at/Wordpress/ottakring-ist-top/ (Immobilienpreise im Viertel wie am Wilhelminenberg) sowie https://rpoth.at/Wordpress/mieterhoehungenwien-ottakring-auf-platz-2/ (Yppenplatz etc. als Preistreiber).

      • Hallo,

        Sie haben eh geschrieben das dies Ihre subjektive Ansicht ist, deshalb gibt es dadurch auch nix zu kritisieren. Ist Ihre Sichtweise auf die Situation. Mit Preisen meinte ich eher die Preise in der Gastronomie.
        Für ein Krügerl ist man mit unter 4 Euro dabei, das ist derzeit ganz normal und in fast allen Bezirken gleich so. Sicher, es gibt günstigere Lokale, aber in dubiosen und finsteren Tschecherln gehe ich nicht gern hinein.
        Bei den Immobilienpreisen ist der Trend nach oben in fast allen Bezirken zu sehen. Das er in Ottakring vielleicht höher ausgefallen ist als bei anderen Bezirken mag sein. Es sind nach wie vor Durschnittspreise wo alles mögliche reinkommt. Damit meine ich Preise für Mietwohnung, keine Eigenzumswohnungen. Wer schon mal sich auf dem realen Markt umgesehen hat und Wohnung gesucht hat, hat ein wenig Gespür wie die Verhältnisse sind. Unter 10 euro pro m2 findet man sowieso nur selten Wohnungen in Wien.

        • Hallo,
          ja, man kann schon sagen die steigenden Wohnkosten / Immobilienpreise und die „Inflation“ in der Gastronomie sind ein wienweites Phänomen und hier wird nun bloß nachgeholt was anderswo normal ist. Aber für Menschen mit niedrigen Einkommen ist diese „Normalität“ nicht bezahlbar. Wenn ich bloß einen befristeten Mietvertrag hätte, wär ich schon weg hier wie es einigen meiner Bekannten schon passiert ist. Die letzte Betroffene hat sich eben mit Ach und Krach eine Gemeindewohnung gekratzt, sonst wär‘ sie auf der Straße gelandet. Ich nehme an, dass man hier keine unbefristeten Mietverträge mehr bekommt, in meinem Haus liegt der Anteil der „Befristeten“ bei ca. 50%.
          Und wenn ein Achtel Rot um 30 Cent teurer wird und man 3 pro Tag konsumiert, sind das ca. 330 Euro im Jahr. Das ist arg, wenn man am Limit lebt. In meinem Stammbeisl am Yppenplatz ist der Schankwein seit 2014 teurer als am Gürtel und der Wein ist sogar schlechter. Und es wird weiter teurer werden, weil der „Markt“ es hergibt.

          • Da gebe ich Ihnen recht das solche Mietverhältnisse für Menschen mit geringerem Einkommen nicht leistbar ist. Was ich aber nicht verstehe ist das Sie sagen bei einem befristeten MIetvertrag wären Sie schon lange weg. Ein unbefristeter Mietvertrag stellt kein Hindernis dar für einen Umzug oder sehe ich da etwas falsche. Lt. Mietrechtsgesetz gibt es beim Altbau einen Mietzinsrichtwert, der aber mit den teilweise großzügigen Zuschlägen in die Decke schießt und sich den Neubauten angleichen versucht. Ich hoffe die Stadtregierung lenkt da ein!

            • Hätte ich einen befristeten Mietvertrag, hätte mein Hauseigentümer einfach die Verlängerung verweigert, punkt. Nicht aus Bösartigkeit, sondern weil er die Wohnung (Kategorie B) dann auf A sanieren und viel teurer vermieten oder sogar verkaufen kann.
              Bitte Reaktion auf diese Info in einem neuen Kommentar, es wird schon ein bisschen eng mit der Verschachtelung.

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