Dass Dachbodenausbauten und diverse Renovierungs- und Sanierungsvorhaben in der Stadt lebende Wildtiere bedrohen, ist keine neue Erkenntnis – die bekanntesten Opfer sind Turmfalken, Mauersegler und Fledermäuse.
Zu den Turmfalken meint etwa Mag. Petra Sumasgutner (Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie, Universität Wien): „Der aktuelle Trend der Fassadenrenovierungen und Dachbodenausbauten macht den Turmfalken jedoch zu schaffen, jedes Jahr gehen langjährig genutzte Brutnischen verloren. Daher werden Nistkästen in Zukunft an Bedeutung gewinnen, möchte man den Turmfalken als Brutvogel in Wien erhalten.“ (Siehe Stadt der Turmfalken.)
So ist es auch rund um den Yppenplatz. Die Renovierung des Hauses Weyprechtgasse 8-10 inkl. Dachbodenausbau ab Herbst 2013 hat den Mauerseglern jede Nistmöglichkeit entzogen – siehe Foto rechts. Im Jahr vor dem Ausbau konnte ich straßenseitig noch einen benutzten Nistplatz identifizieren, was ich leider nicht mit Aufnahmen oder Videos untermauern kann.
Sehr wohl veranschaulichen kann ich den Verlust einiger Nistplätze für Turmfalken durch den Dachbodenausbau in der Friedmanngasse 24 (Weyprechtgasse 1) seit November 2014.
An der Fassade dieses Hauses gab es rundherum knapp unter dem Dach runde Maueröffnungen, wohl Dachbodenluken, ähnlich wie am Haus Payergasse 16 (siehe Foto).
In einer der Öffnungen hatte sich im Vorjahr ein Turmfalkenpärchen häuslich niedergelassen, worauf ich im Juli 2014 durch den ziemlich lautstarken Nachwuchs aufmerksam wurde. Die nachstehende Videosequenz mit den beiden Jungfalken ist vom Straßenniveau aus mit ausgereiztem Zoom freihändig geschossen, daher die Qualitätseinbußen. (Sorry, wenn’s nicht richtig funktioniert mit alten IE-Browsern; die zweite Version (ogv) ist für html5-fähige Browser ohne Flash gedacht, ein Test.)
[videojs mp4=“https://goingbobo.rpoth.at/wp-content/uploads/2015/07/turmfalken_friedmann.mp4″ poster=“https://goingbobo.rpoth.at/wp-content/uploads/2015/07/turmfalken_blog_k.jpg“]
Diesem Missbrauch der Fassade des Hauses Friedmanngasse 24 ist jedenfalls nunmehr ein Riegel vorgeschoben (siehe Foto links).
Was mich daran zusätzlich ärgert (und wundert), ist der Umstand, dass sich die zuständigen Wiener Behörden zwar sehr interessiert zeigen (siehe Weblinks Stadt Wien), aber offensichtlich keine Anstalten machen, diesem Unfug durch Regulierung ein Ende zu setzen, sprich, den jeweiligen Bauträgern einfach vorzuschreiben, für den Ersatz der beseitigten Nistplätze etc. zu sorgen.
Wie man einschlägigen Publikationen entnehmen kann, halten sich die Kosten in engen Grenzen und sind den zukünftigen Dachboden-BewohnerInnen insofern durchaus zumutbar. Als Hauseigentümer würde ich die Maßnahmen sogar als wertsteigerndes Qualitätsmerkmal vermarkten. Auf die Idee ist hier in der Gegend offenbar noch niemand gekommen …
Stadt Wien: Mauersegler // Dachbodenbewohnende Fledermausarten
Plattform bird.at: Turmfalkenprojekt
ORF, 8.5.2014: Wiener Turmfalken haben zu wenig zu fressen
Für die Wissbegierigen (Turmfalken): Hard times in the city – attractive nest sites but insufficient food supply lead to low reproduction rates in a bird of prey