Veranlagung in Immobilien als Treiber der Gentrifizierung

Studien, Daten, Hintergründe zum Wohnungs- und Immobilienmarkt

Eine der Ursachen der Misere auf dem Wohnungsmarkt und der “Aufwertung” bzw. Gentrifizierung bestimmter Wohngegenden wie etwa des Brunnen-/Yppenviertels ist die Finanzkrise 2008-2009 inklusive der fehlgeleiteten Maßnahmen zu ihrer Bewältigung, darunter die “quantitative Lockerung” und die Zinssenkungen durch die Zentralbanken (Federal Reserve, Bank of Japan, Europäische Zentralbank). Anstatt die Wirtschaft anzukurbeln, strömen tausende Milliarden Dollar/Euro in die Vermögensmärkte und treiben dort die Preise in die Höhe.

Zusammen mit der Verunsicherung der AnlegerInnen im Hinblick auf die Aktienmärkte und die Finanzierbarkeit des Pensionssystems sorgt das dafür, dass Immobilien als Anlageform (Stichwort “Vorsorgewohnungen”) an Bedeutung gewinnen. Damit wird es noch attraktiver, bestehende (leistbare) Mietwohnungen zu “sanieren” und in Eigentumswohnungen zu verwandeln, das Angebot auf dem Mietmarkt wird reduziert, die Mietpreise steigen.

Auch in Österreich sind Immobilien nun die attraktivste Spar – bzw. Anlageform, wie das Marktforschungsunternehmen GfK erhob. Siehe Wohnungseigentum erstmals beliebteste Anlageform der ÖsterreicherInnen (pdf, Pressemeldung GfK 18.5.2016) und der Beitrag im ORF am selben Datum: Immobilien ersetzen Sparbuch .

Gegen die Folgen dieser Trends auf lokaler Ebene lässt sich ohne gesetzliche Änderungen (z.B. Abschaffung der Befristung von Mietverträgen) und eine kräftige Ausweitung des “leistbaren” Wohnungsangebots nichts ausrichten. Solange das nicht geschieht, gießt die öffentliche Hand mit Investitionen zur “Behübschung” und “Attraktivierung” des Grätzels nur Öl ins Feuer.

Sie agiert faktisch im Interesse der Besitzenden und erhöht deren arbeitslose Einkommen auf Kosten der weniger Begüterten, die dafür aufkommen müssen. Im SP-regierten Ottakring heißt das, dass die maßgebliche Partei eine Politik auf Kosten ihrer eigenen Klientel betreibt. Vielleicht begreifen sie das irgendwann einmal …

Hier noch eine passende aktuelle Meldung: Offene Immobilienfonds ertrinken in Geld (Der Standard 8.6.16).
“Offene Immobilienfonds haben ein Luxusproblem: Sie wissen nicht, wohin mit dem vielen Geld, das sie zur Zeit von renditehungrigen Investoren angedient bekommen. Einige der Fonds, etwa von Union Investment, nehmen daher gar kein Kapital von Sparern mehr an.”

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