Dokumentation: Abrisse, Neubauten

Ich habe ja in der Sache selbst bereits im Oktober 2016 das Handtuch geworfen (siehe: Warum die Gentrifizierung voranschreiten wird). Den Prozess in Teilbereichen zu dokumentieren, erscheint mir aber weiterhin sinnvoll – insbesondere die Vernichtung alter Bausubstanz und Neubauten.

Aus diesen Fotos hat sich mittlerweile doch eine ansehnliche Galerie ergeben, die es unter Dachbodenausbauten, Sanierungen, Neubauten zu sehen gibt.

Die letzten Fotos stammen von heute (20. 2. 2019) – ich habe den Abriss eher zufällig auf dem Weg in ein Papiergeschäft mitbekommen. Es ist also durchaus möglich, dass mir etwas “durch die Lappen” gegangen ist.

Dieser Abriss entspricht übrigens zu 100 Prozent einer Verwertungslogik, deren Auswirkungen im Grunde bereits vor vielen Jahren vorhersehbar waren. Manchen Stadtplanern wie Reinhard Seiß gelang es aber aus unerfindlichen Gründen, diese Logik völlig auszublenden – das war im November 2013 (siehe Stadtporträt Ottakring & Gentrifizierung: Fast ein “Whitewash”).

Ottakringer Straße 38

Dieser Abriss auf der Ottakringer Straße war praktisch vorprogrammiert: Was soll ein Bauherr mit einem Gebäude machen, das nur zwei Obergeschosse hat, und mit schlechter Substanz wohl auch? Weg damit. Hier gehen sich fünf oder sechs Etagen mit “Vorsorgewohnungen” oder sonstigen Eigentumswohnungen aus, für die es ausreichend Klientel gibt, den Hypothekenkrediten der Banken sei Dank. Ob ich mit dieser Vermutung recht habe, wird sich aber erst zeigen. Noch fehlt das tolle Plakat mit den Projektinformationen.

Update 22.3.2019: Offenbar entsteht dort ein Hofer-Lebensmittelmarkt, siehe auch Kommentar weiter unten. Sollte das alles sein (keine Obergeschoße), wäre ich überrascht.

Update 1.11.2019: Tatsächlich ein Hofer-Markt mit zwei Obergeschoßen, ungewöhnlich. Siehe Dachbodenausbau, Sanierungen, Neubauten, gegen Ende der Galerie (derzeit).

Apropos Dokumentation: Was ich ebenfalls noch “dokumentiere”, sind die ständig wechselnden Graffitis im Yppenpark, wenn auch nur die, die mir gefallen. Das letzte davon nachstehend. Diese Graffitis kosten zwar auch Steuergeld, aber wenigstens muss ich nicht persönlich dafür bezahlen. Ein paar Bröseln vom Kuchen der Gentrifizierung, die auch mir zugute kommen.

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4 Gedanken zu „Dokumentation: Abrisse, Neubauten

  1. hallo!

    zweifellos ist die wohnpreisentwicklung der letzten jahre – auch – in ottakring eine hochproblematische. deine / ihre kritik in diesem und anderen texten dieses blogs an meinen ausführungen greift freilich auf ein interview von 2013 zurück – seither ist doch schon einige zeit vergangen und hat sich vieles zugespitzt. auch scheint es mir legitim, eine unterschiedliche wahrnehmung / einschätzung der situation im brunnenmarktviertel in den 80er- / frühen 90er-jahren zu haben. und ich wies in meinen kommentaren stets auf die benefits der sanften stadterneuerung, nicht aber auf die “segnungen” der zunehmenden liberaliserung des mietrechts und des wohnungsmarkts hin. wiens sanfte stadterneuerung war auch in ottakring nicht per se ein steigbügelhalter der immobilienspekulation. was zeitlich zum teil zusammenfiel, hing nicht ursächlich von einander ab. ABER: ich bedanke mich für die vielen informationen in diesem blog, die meine zugegeben unvollständige kenntnis des viertels relativieren und bereichern.

    mit besten grüßen
    reinhard seiß

    • Lieber Reinhard Seiß,
      danke für Ihre Reaktion! Ja, 2013 ist inzwischen schon einige Zeit her. Meine Hoffnung war, dass noch etwas wie kollektiver Widerstand gegen die absehbare Entwicklung entstehen könnte. Ich weiß und wusste, dass Sie im Prinzip schon auf der “richtigen” Seite stehen. Daher war ich damals enttäuscht.
      Hier sind die Würfel gefallen. Auch einige meiner Bekannten haben ihre Wohnung hier verloren, sind aus dem Viertel und damit auch aus meinem Leben verschwunden. Man muss nicht unbedingt selbst auf der Straße landen, um betroffen zu sein. Nichts, was die Bezirksverwaltung interessieren würde. An dieser Indifferenz hat sich nichts geändert. Das halte ich für das Hauptproblem. Vielleicht stimmen Sie in diesem Punkt ja mit mir überein ….

  2. in der ottakringer strasse 38 entsteht ein HOFER markt – hab ich gestern am bauzaun als anschlag entdeckt. kein mensch hat uns als nachbarn über dieses projekt informiert ! sonst wird bei uns die kleinste betriebsanlagenänderung bei uns im haus angeschlagen und jetzt kommt ein ganzer supermarkt (mit parkplatz ?) und wir wurden überhaupt nicht informiert … :-(

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